Den Partner annehmen: Du bist okay!

Auf Angriffe verzichten, stattdessen einander annehmen – das ist eine verheißungsvolle Strategie in der Ehe. prettysleepy / Pixabay

Nichts nagt vermutlich mehr am gegenseitigen Vertrauen als das Gefühl, dass man es dem anderen nie recht machen kann. Wer permanent kritisiert wird für sein Verhalten, fühlt sich schlecht, das Selbstwertgefühl leidet massiv. Gerade in Langzeitpartnerschaften schleicht sich der nörgelnde Tonfall gerne ein. „Immer lässt du dein Zeug hier im Weg liegen“, „Kannst du vielleicht auch endlich mal den Müll rausbringen?“, „Wie lange willst du noch vor der Glotze sitzen?“ Sie wissen schon …

Dahinter verbirgt sich oft die Annahme, man sei selber besser als der andere. Wer den anderen klein macht und ihn umerziehen will (wozu übrigens Frauen ganz besonders neigen), ist überheblich und ungnädig. Eigentlich leuchtet es jedem ein: Dieser angriffige Tonfall schafft negative Schwingungen in der Beziehung. Wir müssen uns nicht wundern, wenn der Partner dann die Flucht ergreift oder zum Gegenangriff übergeht. Und doch fällt es so schwer, diesem destruktiven Modus zu entkommen.

Angreifen verhindert annehmen

Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich vor Augen führen, wie gerne auch Sie so angenommen werden wollen, wie Sie sind. In der Bergpredigt sagt Jesus: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?“ (Matthäus 7, Vers 4) Diese Worte bergen eine tiefe psychologische Erkenntnis: Es ist so einfach, von unseren eigenen Defiziten abzulenken, indem wir mit dem Finger auf die Schwächen des anderen deuten.

Können wir uns ungeschützt zeigen?

Steigen Sie aus dem Machtkampf aus und akzeptieren Sie Ihren Partner mit seinen Stärken, aber auch mit seinen Macken. Sie wollen ja auch brutto geliebt werden. Dirk Revenstorf sagt dazu so treffend: „Liebe erfordert etwas ganz anderes, nämlich dass man sich ungeschützt zeigt und den anderen sehen und annehmen kann, wie er ist, auch mit seinen Schwächen.” Dem gegenseitigen Vertrauen zueinander schadet es massiv, wenn wir dem anderen böse Absichten unterstellen.

Fingerabdrücke als Marotte

Dazu eine kleine Anekdote aus unserer Ehe. Marcus hat eine Marotte: Er schließt Türen häufig nicht an der Klinke, sondern indem er sie mit der Hand am Rahmen anfasst und zuzieht. Die Fingerabdrücke, die er damit auf dem Holz hinterlässt, stören ihn kein bisschen, mich dagegen sehr. Deshalb kümmere ich mich dann auch um deren Entfernung – und ärgere mich. Ginge ich davon aus, dass Marcus das aus Provokation macht, so hieße das, wir beide können nicht darauf vertrauen, dass der andere es gut mit uns meint. Stattdessen rechne ich ihm das nicht als böse Absicht an, mache ihn gelegentlich noch in freundlichem Tonfall darauf aufmerksam und stelle im Übrigen fest, dass sich die Fingerabdrucks-Problematik allmählich bessert – auch ohne Nörgelei.

Mehr dazu in unserem Buch “Das Emma-Prinzip”.

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